Berühmte Antonshöher
Harry Mazurek
Wir Antonshöher möchten es nicht
versäumen, auf einen Kunstmaler und Bildhauer
aufmerksam zu machen, der sicher über die Grenzen
unseres kleinen Ortes hinaus bekannt war.
Harry Mazurek, Jahrgang 1917, lebte von
ca. 1952 bis 1993 in Antonshöhe.
Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft
heimgekehrt, suchte er - wie so viele nach dem Krieg -
nach guten Verdienstmöglichkeiten, die ja die Wismut
bot. Als gelernter Elektriker arbeitete er zuerst im
Schacht Johanngeorgenstadt, später im Schacht in
Antonsthal. 1954 holte er seine Familie aus Naumburg
nach Antonshöhe. Neben seiner schweren körperlichen
Arbeit untertage begann er schon damals mit der
Malerei. Während seiner gesamten Zeit in Antonshöhe
bemalte er Textilien, fertigte Bilder an und
verschönte auf Wunsch vieler Antonshöher deren
Wohnungen mit Wandgemälden.

Wandbild in Mazureks Wohnung, Haus Anfang der 2000er
abgerissen
Ca. 9 Jahre arbeitete er untertage,
auch als Hauer vor Ort, und als der Bergbau in
Antonsthal 1960 zu Ende ging, setzte er seine
Tätigkeit in der Papierfabrik Antonsthal fort.
Mehrmals hatte er versucht, ein Gewerbe anzumelden und
aus-schließlich künstlerisch tätig zu sein, stets
wurde er mit seinem Antrag abgewiesen.
Erst eine Staatsratseingabe machte eine
Gewerbezulassung als alleinige Existenzgrundlage
möglich.
In den späten 50er Jahren leitete er
einen Malkurs für Kinder. Gern sahen wir zu, wie unter
seinen geschickten Händen Aquarelle, Ölgemälde und
kleine Skulpturen entstanden.
Auch sein Wandbild im Speisesaal der Schule Antonsthal
ist uns noch in guter Erinnerung.
Sein wohl bekanntestes Werk sind die
beiden Figuren an der Fassade des
Club-Hauses Antonshöhe, die Anfang der
60er Jahre in einer Steinkratzarbeit (mehrere
Schichten farbigen Putzes wurden übereinander
aufgetragen) gefertigt wurden. Sie zeigen einen
Bergmann und eine Bäuerin, die große Ähnlichkeit mit
seiner Frau Margarete hatte, denn sie stand ihm dafür
Modell.

Wir Antonshöher verfolgten damals
gespannt den Fortgang der Arbeiten. Wie übrigens seine
Töchter aussagen, bekam er für diese wunderschöne
Arbeit neben einem "Trinkgeld" eine Urlaubsreise für 4
Personen nach Zinnowitz, so dass drei seiner Kinder gar
nicht mitfahren konnten! Diese beiden Figuren sind das Wahr-zeichen der damaligen kulturellen Einrichtung des
Ortes, unseres Club-Hauses. Leider wurden diese beiden
Figuren mit dem Abriss des Hauses 1997 zerstört, was
uns Antonshöher sehr schmerzte. Aber das hat Harry
Mazurek nicht miterleben müssen, er verzog mit seiner
zweiten Frau und dem gemeinsamen Sohn nach Burg (seine erste Frau Margarete
war 1981 verstorben), wo er am 30.3.2011, knapp 94
jährig, verstarb.

Harry Mazurek mit seiner 1. Frau Margarete, hier Ende
der 1970er
Aus seiner ersten Ehe gingen 5 Töchter,
18 Enkel und - bis jetzt - 17 Urenkel hervor!
Uns allen wird er als "der Kunstmaler"
in guter Erinnerung bleiben, sicher über die
Ortsgrenzen hinaus. Bemerkenswert vielleicht noch,
dass er nach Aussage seiner Töchter nie eine
Kunstschule besucht hat, er war also ein Autodidakt -
eben ein Naturtalent!
Anmerkung: Der Text und die
veröffentlichten Bilder haben das
Einverständnis seiner Töchter.
Text: Christine Spalteholz
|