Die Geschichte von Antonshöhe

Unmittelbar nach dem Ende des 2.Weltkrieges erfolgten auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die ersten Schritte zur Suche und Gewinnung der Rohstoffe für den bau der sowjetischen Atombombe.
Vorhandene Bergwerke wurden mit Besatzungsrecht requiriert und in das Eigentum der Sowjetunion überführt.
Bereits während der ersten Erkundungsarbeiten wurde gleichzeitig die Gewinnung angetroffener Uranerze betrieben.
Als Ergebnis der geologischen Erkundung entstanden zunächst im sächsischen Erzgebirge eine Vielzahl neuer Bergwerke.

Mit der Gründung der SAG Wismut 1947 wurden Tausende von Bergleuten mit materiellen Vorteilen in das Westerzgebirge gelockt oder zwangsverpflichtet. Viele kamen aber auch, um sich nach den Erlebnissen des schrecklichen Krieges eine neue Existenz aufzubauen.
Die Unterbringung der Bergleute erfolgte zu Lasten der Einheimischen.
Wohnungen wurden zwangsgeräumt und Massenquartiere in Fabriken, Gasthöfen und öffentlichen Gebäuden eingerichtet. Viele Familien mussten trotz räumlicher Enge in ihren Wohnungen Bergleute als Untermieter aufnehmen.
Um diese Wohnungsnot zu mindern, wurden ab 1948 innerhalb des 1946/47 eingerichteten Sperrgebietes Wohnsiedlungen nur für Bergarbeiter errichtet.

So wurde auch Antonshöhe gebaut. In den Bergsattel zwischen Magnetenberg und Wilde Taube in der Nähe der Straßenkreuzung Crandorf – Breitenbrunn und Rittersgrün – Antonsthal , wurde mitten im Wald 1948 mit dem Aufstellen der ersten Baracken für Massenunterkünfte begonnen.
Die ersten Bewohner zogen noch während der Baumaßnahmen ein. So waren noch nicht einmal genügend Möglichkeiten zur Körperreinigung vorhanden und viele mussten sich am gerodeten Waldrand im kleinen Bach waschen.

Auch in den ersten Stollen und Schächten fehlten noch die einfachsten hygienischen Ausstattungen. Die Bergleute gingen in ihren Arbeitsgummianzügen nach Hause.
Nach und nach entstanden um den neuen Siedlungskern viele Schächte mit Hunderten von Beschäftigten.

Der Ort wuchs mit dem Höhepunkt der Bautätigkeit 1950 zu einem Ortsteil von Antonsthal (bis 1952 zu Bermsgrün gehörend, ab da selbstständig) mit 4000 bis 5000 Einwohnern.

Anfangs wohnten fast nur Kumpels im Ort. Bald zogen viele Familien nach.
Am Ortsausgang Richtung Rittersgrün zogen in eine neu erbaute Kaserne Sowjetsoldaten ein. Sie nahmen Spezialaufgaben in den Schächten wahr (Bewachung, Transport des Uranerzes, Spezialpolizei u.a. ).
Die neu erbaute Siedlung bekam eine Zentralküche, Textilverkaufsstelle, Früh – und Spätverkaufsstelle, Arztstation, Kinderwochenheim, Kindergarten und ein großes Kulturhaus mit Gaststätte, Tanzsaal, Kinosaal und viele Räume für Arbeitsgemeinschaften sowie eine Bibliothek. Hier fanden vielerlei kulturelle Veranstaltungen statt.

Durch die hohe Einwohnerzahl musste 1954 eine neue Schule genau zwischen beide Ortsteile gebaut werden. In ihr entstand 1956 mit Hilfe vieler freiwilliger Arbeitsstunden durch die Bevölkerung und die Kumpels des Schachtes 235 das erste Lehrschwimmbecken der DDR.

1952 wurde unterhalb des Gipfels des Magnetenberges ein Nachtsanatorium errichtet. In ihm wurden 200 bis 220 Bergarbeiter nach Feierabend ärztlich untersucht und betreut. Für zwei Wochen wurde das Sanatorium jeweils ihre Heimat.

Im August 1957 zogen die sowjetischen Truppen ab. Die Kaserne wurde kurzzeitig von der Kasernierten Volkspolizei bezogen und danach für einige Monate als Jugendwerkhof genutzt.
Ab 1957 schlossen immer mehr Schächte und es war ein Ende des Bergbaus abzusehen.
Viele Kumpels zogen neuen Bergbaugebieten (Gera, Ronneburg, Braunkohle) nach.

1958/59 wurde der letzte Schacht im Raum Antonsthal zur Stilllegung vorbereitet und 1960 geschlossen.
Mit Mitte des Jahres 1960 war die Zeit des aktiven Bergbaus in unserem Ort vorbei.
Schon 1959/6o wurden z.B. an der Bergstraße die ersten Häuser abgebrochen.
Da die Wismut-Siedlungen für ein kurzes Leben konzipiert waren, mussten die Gebäude entweder saniert oder abgerissen werden.
Viele wurden unterkellert, umgebaut und einer neuen Nutzung zugeführt.

Weil immer mehr Beschäftigte der Wismut aus unserem Raum wegzogen, stellte sich die Frage nach der wirtschaftlichen Umstrukturierung dieses Gebietes.

Neben den vielen Neugründungen oder Erweiterungen von Betrieben, die zum Teil als Ersatz für oder zur Ergänzung des Bergbaues gegründet worden waren, gab es noch die Möglichkeit der Nutzung der landschaftlichen Schönheiten.
1963 beschloss der damalige Rat des Bezirkes Karl–Marx–Stadt, unserem Ort den Charakter eines Kur- und Erholungsortes zu geben.

Antonsthal und der Ortsteil Antonshöhe liegen inmitten ausgedehnter Wälder. Unterbrochen werden diese nur durch das besiedelte Schwarzwassertal, einigen Waldwiesen und unterdessen zumeist rekultivierten Bergbauhalden.
In der damaligen gültigen Kurortordnung wurden „eine bevorzugte landschaftliche Lage und erholungsfördernde bioklimatische Bedingungen„ gefordert.
Diese Anforderungen wurden in Antonshöhe erfüllt.

Es liegt in etwa 650 bis 750 m Höhe. Wegen des milden Reizklimas (ein bioklimatisches Gutachten lag damals für den Bau der Sportschule Rabenberg vor und konnte wegen vieler Analogien für Antonshöhe genutzt werden) und der damit gesundheitsfördernden Lage wurde das Nachtsanatorium ab 1957 zum FDGB-Genesungsheim erklärt und bis 1963 als internationales Kindererholungsheim (u. a. für ungarische Kinder) genutzt.

1963 wurden nochmals 1,8 Millionen DM zur Rekonstruktion eingesetzt und ab
13. Juni 1963 bekam es den Namen Kneipp – Sanatorium „Deutsch–Sowjetische-Freundschaft".
Von diesem Zeitpunkt an, bis Dezember 1990 betreuten 4 Ärzte, 10 Kranken-schwestern, 22 Physiotherapeuten und ca. 40 weitere Mitarbeiter zuerst 220 und später 180 Kurgäste pro Monat.
Behandelt wurden Kreislaufstörungen, nervöse Erschöpfung, leichte Herzerkrankungen, Magen– und Darmleiden und chronische Frauenleiden.

Einige der sich in Antonshöhe befindenden dafür geeigneten Häuser wurden von Betrieben aus allen Teilen der DDR aufgekauft und zu Ferienheimen, die zum Teil auch im Sommer als Kinderferienlager genutzt wurden, umgebaut.
Das erste Ferienheim wurde 1957 vom Messgerätewerk Beierfeld erworben.
Ihm folgten 1959 die Finsterwalder Maschinen GmbH (FIMAG), VEB Verbundnetz Dresden, ADMV Motorsportklub Schwarzenberg (mit Ferienfahrschule),
1962 Karl–Marx–Universität Leipzig, VEB Baukombinat Karl–Marx–Stadt, 1963 Rat des Kreises Gera, HO Kreisbetrieb Eisleben, VEB Kondensatorenwerk Gera, VEB Papierfabrik Antonsthal „Franz Dziebko“ (für Austausch ),
1964 VEB Volltuchwerke Rödelbachtal Kirchberg.
Die Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises Freiberg konnte ihr Gebäude wegen baulicher Mängel nicht nutzen. Später übernahm es die PH Magdeburg und baute es zum Ferienheim aus.

In den ersten sieben Jahren besuchten etwa 80.000 Kurgäste, Urlauber und Teilnehmer an Kinderferienlagern Antonshöhe. Im Laufe der Jahre änderten sich auch die Besitzverhältnisse einiger Heime.

In den letzten Jahren vor 1990 gab es folgende Heime:
in Klammern Anzahl der Betten / Anzahl der Beschäftigten

Verpackungsmittelwerk Weida / Eisenwerk Erla (35/5)
KMU Leipzig (50/5)
Electronica Gera (40/4)
Kraftwerksanlagenbau Berlin (60/7)
Papierfabrik Antonsthal (60/7)
Bank für Land– und Nahrungsgüterwirtschaft Karl–Marx–Stadt (50/8)
Wohnungsbaukombinat Berlin (50/7)
Messgerätewerk Beierfeld (50/6)
Elektronische Bauelemente Teltow (52/11)
FIMAG (50/5)
Verbundnetz Elektrom. Dresden(45/5)
DR/RAW Wittenberge (33/8)
PH Magdeburg (n.b.), Möbelstoff- und Plüschwerke Hohenstein (n.b.) und HO Eisleben (2 Bungalows).

Aus dieser Aufstellung können wir die Beliebtheit des Urlaubs in unserem Ort erkennen. Allein im Jahre 1964 kamen die Gäste aus 64 verschiedenen Kreisen der DDR.

Mit der politischen Wende gehörte auf einmal das Territorium auf dem der Ortsteil Antonshöhe errichtet worden war, nicht mehr zu den Liegenschaften der Gemeinde Antonsthal, sondern als ehemalige Waldfläche dem Freistaat Sachsen. Diese Situation stellte den damaligen Gemeinderat vor fast unlösbare Aufgaben. Die Lösung aller anstehenden Probleme, wie z.B. die Privatisierung von Wohnhäusern, verzögerte sich um längere Zeit. Es war sehr schwierig die entsprechenden Verhandlungen zu führen. So kam Antonshöhe nach erfolgreichen Maßnahmen erst 1995 juristisch wieder zu Antonsthal.
Nun konnten erste Maßnahmen zur Sanierung des Ortsteiles eingeleitet werden. Es erfolgten Privatisierungen und erste Wohnungsrekonstruktionen.
Nach der Eingemeindung der Gemeinde Antonsthal 1998 in die Gemeinde Breitenbrunn wurde dieser Prozess beschleunigt. Eine Vielzahl von Wohngebäuden und Ferienheimen wurde abgerissen. Mit der Seniorenresidenz der Erzgebirgischen Krankenhaus- und Hospitalgesellschaft erfolgte der erste Neubau, dem später weitere Ausbauten von vorhandenen Gebäuden und der Neubau von 2 Eigenheimen folgten.
Unterstützt wurde dieser Prozess durch das Engagement der Bürger des Ortsteils, die in der Bürgerinitiative, der Freiwilligen Feuerwehr, der Volkssolidarität und anderer Gemeinschaften und Vereine Höhepunkte im Leben des Ortsteils gestaltet und damit zur weiteren Profilierung unseres Wohngebietes beitrugen.

(J.S. + W.B.)

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